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Ortsgruppen

100 Jahre Bund Naturschutz

Industrialisierung der Landschaft schreitet voran

 

(18.04.2013) Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung, die aus Anlass des hundertjährigen Bestehens des Verbandes im Ort der Gründung - Berchtesgaden - stattfand, wurde der immer schneller werdende Verbrauch und unsensible Umgang mit Natur und Landschaft kritisiert. Besonders im Visier waren dabei der Ausbau am Jenner, die Verdopplung der Dolomitabbaufläche in Oberjettenberg, der Bau neuer Wasserkraftanlagen, die Mülldrehscheibe in Marzoll-Türk und die Planungen des überzogenen A8-Ausbaus auf der Nordumfahrung in Piding sowie der Kircholztunnel.

 

Mit dem multifunktionalen Trainingszentrum am Jenner ist neben der Erweiterung der Beschneiung auch eine neue Lifttrasse für einen 4-er Sessellift mit einer Kapazität bis zu 1.800 Skifahrern pro Stunde genehmigt worden. Dadurch wird der Zugang zum Nationalpark/ Königsweg während der Wintermonate massiv beeinträchtigt. Bisher endet die Talstation am Krautkaser oberhalb des Wanderweges. Die neue Talstation liegt unterhalb des alten Beschneiungsbeckens, so dass sowohl der Wanderweg als auch die Gotzentalstraße von den Nutzern des neuen Krautkaserlifts gequert werden. Unter Federführung des Deutschen Naturschutzring (Dachverband der Naturschutzverbände) wurde ein Antrag von BUND Naturschutz, Deutscher Alpenverein, Landesbund für Vogelschutz und Verein zum Schutz der Bergwelt in den Nationalparkbeirat eingebracht, Maßnahmen für die Sicherheit der Wanderer und Tourengeher zu ergreifen und sollte dies nicht möglich sein, die Talstation wie bisher zu belassen. Kritisiert wurde auch die mangelnde Zuverlässigkeit der Planer und Betreiber, denn entgegen den Vorgaben des Bescheids aus 2008 sind zahlreiche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen erkennbar bis heute nicht realisiert worden. Wohl deshalb wurden die neuen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in entfernten Privatwäldern oder im Bürgerwald von Berchtesgaden geplant, denn da wird eine Kontrolle fast unmöglich.

 

Historisch hochinteressant weil von größter Aktualität: die Debatte im Bayerischen Landtag 1952 zur Herausnahme des Jenner aus dem Naturschutzgebiet Königssee.

 

Enttäuschend auch, dass nach dem Willen des Agrarausschusses die Vorgaben der EU-Kommission weiter verwässert werden sollen. Deshalb hatte sich der BN gemeinsam mit 25 europäischen Umweltorganisationen an einer Online-Petition beteiligt, nach der Subventionen in Zukunft nicht mehr mit der Gießkanne nach der Größe der Höfe vergeben werden. Stattdessen sollten mit Steuergeldern vorrangig Landwirte gefördert werden, die gesunde Lebensmittel erzeugen und die dazu beitragen, Umwelt, Landschaft und lebenswerte ländliche Räume zu erhalten, also genau das Richtige für unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft. Nur leider sieht das der Bauernverband anders.

 

Vielfach wird die Energiewende dazu missbraucht, den Eingriff in Naturräume, die bisher tabu waren, einzufordern. Zusammen mit dem Landesbund für Vogelschutz und dem Landesfischereiverband steht der BN neuen Wasserkraftanlagen ablehnend gegenüber, weil damit die letzten intakten Lebensräume unserer Gewässer – wie an der Salzach - zerstört würden. Nur bei möglichst niedrigen Restwassermengen, die aber oftmals noch unterschritten werden, lohnen sich die Kleinwasserkraftanlagen. Schon mit der Einhaltung und Durchsetzung bestehender Gesetze wie dem Wasserhaushaltsgesetz und der Wasserrahmenrichtlinie könnte diesem Spuk ein Ende bereitet werden. Auch das Pumpspeicherwerk am Poschberg kann nicht als Beitrag zur Energiewende gezählt werden, da den massiven Beeinträchtigungen wie einer 380 kV-Leitung, endlosen Dolomit- und Materialtransporten nur ein fragwürdiger Nutzen gegenüberstehen. Unverständlich ist es, wenn es Gemeinderäte ablehnen, große Dachflächen für Photovoltaik oder Solarthermie zu nutzen oder Ökostrom zu beziehen.

 

Ein großer Erfolg war der Bürgerentscheid in Bischofswiesen gegen ein Baugebiet im Außenbereich ohne geeignete Erschließung in direkter Nachbarschaft zum Schutzgebiet Böcklmoos, wo mehr als zwei Drittel der Bürger einer derart ungeordneten Entwicklung eine klare Absage erteilt haben. Es bleibt zu hoffen, dass auch AVENTURA in Teisendorf zum Scheitern verurteilt ist, denn das wäre das Ende einer Vielzahl von Geschäften im Landkreis und im angrenzenden Traunstein.

 

Ein Highlight auch im Wortsinn war das Alpenfeuer in Anger mit Schwerpunkt „Ausbau A8 mit Augenmaß – 4+2 sind genug“ gegen eine Nordumfahrung in Piding, die große landwirtschaftlich genutzte Flächen zerstören und neu durchschneiden würde. Das hat entsprechende Auswirkungen auf einen Vollanschluss mit Rampenauffahrten bei Schwarzbach und zusätzlichem Verkehr auf der B21, was dann als Argument für den Kirchholztunnel benutzt würde. Statt dessen, so die Forderung des BUND Naturschutz, müssen die Bürger an der Umgehungsstraße Lärmschutz zur Erhöhung der Lebensqualität erhalten.

 

In der anschließenden Diskussion wurden vor allem die massiven Baumfällungen im Landkreis angesprochen. Immer wieder melden sich entsetzte Bürger, weil an markanten Stellen die Bäume verschwunden sind. Dass es sogar soweit kommen kann, dass nach der Rückkehr aus dem Urlaub drei große Bäume auf dem Privatgrundstück fehlen, sorgte zunächst für ungläubiges Erstaunen. Aber es ist Tatsache und lässt für unsere Bäume schlimmes befürchten.

 

Der Kassenbericht von Schatzmeister Andreas Rußwurm wies eine solide Finanzierung der Aktivitäten nach. Kassenprüfer Ulrich Scheuerl bestätigte eine übersichtliche und gut nachvollziebare Kassenführung ohne Beanstandung und empfahl die Entlastung des Vorstandes, die einstimmig erteilt wurde. Bei den anschließenden Neuwahlen wurde Rita Poser einstimmig zur Vorsitzenden wiedergewählt, Prof. Dr. Ernst Billmeier als Stellvertreter, Andreas Rußwurm als Schatzmeister und Dr. Wolf Guglhör als Schriftführer. Als Delegierte wurden gewählt Paul Grafwallner und Gertrud Flatscher, als Beisitzer Monika Woelfel, Peter Wörnle und Dr. Wolfgang Scherzinger. Die alte und neue Kreisvorsitzende bedankte sich bei allen für die Mitarbeit und ganz besonders bei Dr. Hubert Zierl für die geleistete Unterstützung.

Mitgliederversammlung wählt neuen Vorstand

Neuwahlen beim Bund Naturschutz

Mitgliederversammlung in Freilassing

(13.3.2009) Nachdem Anfang Februar mehrere Vorstandsmitglieder zurückgetreten waren, wurde bei der Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN) ein neuer Vorstand unter Leitung von Landesgeschäftsführer Peter Rottner gewählt. Rita Poser bleibt Kreisvorsitzende, Dr. Wolf Guglhör wurde zum neuen Stellvertreter gewählt. Besondere Schwerpunkte waren die erfolgreiche Arbeit der Kindergruppe, Klimaschutz statt Schneekanonen, Umzug in die neue Geschäftsstelle sowie Wildbestandsregulierung auf den sturmgeschädigten Waldflächen.

In ihrem Tätigkeitsbericht informierte Vorsitzende Rita Poser über die wichtigsten Ereignisse auf Kreis- und Ortsgruppenebene. Schon 2007 war die Aufarbeitung der Sturmschäden auf dem Lattengebirge in Teilbereichen durch den Naturschutz kritisiert worden. Deshalb fand im Juni 2008 eine gemeinsame Begehung mit Vertretern des Staatsforstes, der Forstverwaltung sowie den Arbeitskreisen Alpen und Wald des BN, der DAV-Sektion Berchtesgaden, dem Landesbund für Vogelschutz und dem Verband der Höhlenforscher statt. Im Ergebnis konnten einige Vereinbarungen für künftige Aufarbeitungen getroffen werden, wie z.B. Flächen wegen Erosionsgefahr nicht komplett abzuräumen, zum Schutz des Auerwilds Zäune zu verblenden, unbedingter Verzicht auf Rückewege in geschützten Flächen und Verzicht auf Verfüllung der Dolinen mit Reisig. Unstrittig war zwischen Forst und BN die Notwendigkeit der Wildbestandsregulierung, da nur so ein stabiler Mischwald v. a. mit Tannen und Bergahorn aufwachsen kann und die zahlreichen Funktionen – wie Wasser- und CO2- Speicherung, Boden - und Lawinenschutz, Erholungsraum für Menschen, sowie Lebensraum für Tiere und Pflanzen – übernehmen kann.

Deshalb wurde auch der Bau des neuen Beschneiungsteichs am Jenner kritisch begleitet. Hier wurden mehrere Hektar Bergwald gerodet, was als Pistenmodellierung ausgeschrieben war, endete mit massiven Eingriffen in den Boden und dem Verlust von Waldflächen, deren Ränder außerdem aufgerissen wurden.

 

Mit einer „Spontandemo“ und dem Spruch „Schnee vom Gipfel bis zum See, wir versenken unser Geld Juchhee,  Klimaschutz Ade(e) zur großen Eröffnungsfeier im Dezember kritisierten drei BN-Mitglieder das Vorhaben. Über die Vorgehensweise bei der Aktion gab es im Vorstand unterschiedliche Meinungen, was dann letztendlich zum Rücktritt von fünf Vorstandsmitgliedern führte und Neuwahlen erforderlich machte.

 

Besonderer Dank ging an Heidi Jersch und Erich Prechtl, für die beim Umzug in die neue Geschäftsstelle am Birkenweg in Freilassing geleistete Arbeit und die Organisation des Eröffnungsfestes im Juli letzten Jahres. Hierzu waren zahlreiche Vertreter befreundeter Verbände aber auch Landrat Georg Grabner, MdL Anton Kern und zahlreiche Bürgermeister gekommen.

Weitere wichtige Themen waren der geplante Ausbau der Autobahn A8, das geplante Güterterminal in Teisendorf, die strikte Ablehnung einer Straße zum Predigtstuhl, die Pflegearbeiten auf den BN-Grundstücken, der erreichte Schutz des Vogelbrutgebietes im Ainringer Moos sowie die im November begonnene Sanierung der Unteren Salzach.

Besonderen  Beifall erhielt Brigitte Sturm für ihre Arbeit mit der Kindergruppe. In einem Streifzug  durch das ganze Jahr ließ sie alle an der Begeisterung der Kinder für Natur und Naturerlebnisse teilnehmen, ob im Feriencamp am Abtsee, Fossiliensuche, Fackelwanderung im Auwald oder bei der Öko-Rallye mit Ratespielen. Erfreulich auch die ständig steigenden Teilnehmerzahlen, so dass Brigitte Sturm die dringende Bitte um Unterstützung an die Mitglieder und Eltern richtete.

 

Schatzmeisterin Heidi Jersch konnte einen erfreulichen Kassenbericht vorlegen, trotz des Umzugs wurde ein fast ausgeglichener Haushalt erreicht. Das war nicht zuletzt den Geldspenden von Sparda-Bank und Sparkasse sowie einer Sachspende der Firma Möbel Reichenberger zu verdanken. Hinzu kamen viele Helferstunden von Familie Jersch, Freunden und Verwandten. Nicht zu vergessen die Unterstützung von Schulklassen bei der jährlichen Haus- und Straßensammlung  und die Beiträge der vielen treuen Mitglieder. Die vorgeschlagene Entlastung des Vorstandes durch Kassenprüfer Peter Buchmeier wurde einstimmig angenommen.

 

BN-  Landesgeschäftsführer Peter Rottner leitete die anschließende Aussprache und Neuwahl. Um den Kreisvorsitz kandidierten Rita Poser und Michael Behringer. Von 49 Wahlberechtigten votierten 26 Stimmen für Rita Poser und 20 Stimmen für Michael Behringer. Die weiteren Vorstandsmitglieder wurden ohne Gegenkandidaten gewählt. Stellvertreter wurde der Dr. Wolf Guglhör, Schatzmeister wurde Andreas Rußwurm, Schriftführerin wurde Maria Fleischer-Lackner, Delegierter Paul Grafwallner, stellvertretende Delegierte Gertrud Flatscher. Zu Beisitzern  wurden Monika Wölfel, Peter Wörnle und Dr. Hubert Zierl sowie zum Kassenprüfer Peter Buchmeier gewählt.